Freitag, November 30, 2012

Tennisarm Achillessehnenriss Fersensporn Kreuzbandriss - SPIEGEL ONLINE


Tennisarm, Kreuzbandriss, Fersensporn: So entkommen Sie dem Skalpell

Orthopädische Beschwerden: Operieren - oder lieber nicht?

Viele Ärzte kennen ihn nicht mehr, den Leitsatz von Theodor Billroth, einem der bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts (1829 bis 1894): Operiere nur, was du selbst an dir machen lassen würdest! Heutzutage wird schneller denn je zum Skalpell gegriffen. Praxisinhaber und Klinikmanager, die den Druck der Gewinnmaximierung im Nacken haben, Zielvereinbarungen, die Chefärzte laut Vertrag erfüllen müssen - Beobachter des Gesundheitswesens wissen, dass viel zu häufig die Entscheidung für eine OP auf Grundlage der Vergütungszahlen getroffen wird und nicht auf Basis der Notwendigkeit.

Dabei ist eine Operation längst nicht immer die beste Lösung. Insbesondere bei häufig vorkommenden und lästigen orthopädischen Leiden gibt es etliche andere Methoden, die helfen können. Doch kann man Schmerzen wirklich einfach mit Schallwellen wegstoßen oder durch Stärkung der Muskulatur lindern?

Vier Gesundheitsprobleme und ihre Ursachen

Er ist zumeist die Folge einer häufigen Fehl- und Überbelastung von Muskulatur und Sehnen. Am Knochenvorsprung (Epicondylus) des Ellenbogens setzen über eine Sehne die Unterarm- und die daumenseitige Hand- und Fingerstreckmuskulatur an.

Insbesondere Bewegungsmonotonie, etwa durch stundenlanges Fensterputzen, an der Kasse im Supermarkt oder Arbeiten am PC, führt zu Reizungen und Entzündungen. Sind nach etwa sechs Monaten die Schmerzen nicht deutlich verringert, "dann wurden die Ursachen nicht richtig erkannt. In jedem zweiten Fall ist die Halswirbelsäule ursächlich beteiligt und muss mit behandelt werden", sagt die Tübinger Sportorthopädin Pia Janßen.

SPIEGEL ONLINE stellt vier typische orthopädische Krankheiten und deren Therapiemöglichkeiten vor, erklärt, was wirklich hilft - und wo die Grenzen einer konventionellen Behandlung sind.

Orthopädische Beschwerden: Operieren - oder lieber nicht?

Tennisarm (grafische Illustration): Zur Vollansicht bitte klickenZur Großansicht

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"Die Operation ist beim Tennisarm nur die allerletzte Behandlungsoption", sagt die Sportorthopädin Pia Janßen vom Universitätsklinikum Tübingen. "Da diese Sehnenansatzreizung am Ellenbogen die Folge einer überbelasteten und verkürzten Muskulatur ist, muss man zunächst den Muskel behandeln, um den Zug von der Sehne zu bekommen", erklärt Janßen.

Ärzte empfehlen deshalb, den Muskel durch eine Physiotherapie zu kräftigen und zudem spezielle Bandagen (Epicondylitis-Bandagen) zu tragen, die diesen unterstützen. Ist der Muskel wieder aufgepäppelt, sind täglich fünf Minuten sogenanntes exzentrisches Krafttraining mit einem Flex-Bar-Stab über drei Monate ratsam. Dabei handelt es sich um einen flexiblen Stab, dessen Einsatz dazu führt, dass der Muskel nicht verkürzt sondern gedehnt wird.

Wichtig ist es, dass man den Arm nicht ruhigstellt. Monotone Bewegungsabläufe, etwa das Arbeiten am PC oder handwerkliche Arbeiten, sind allerdings Gift, weil dadurch immer dieselben Bänder, Sehnen und Muskeln beansprucht werden. Deshalb sollte man solche Bewegungen regelmäßig gezielt unterbrechen. Es hilft, stündlich zweiminütige Dehnungsübungen einzulegen.

Laut Karsten Knobloch von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eignen sich entzündungshemmende Medikamente oder Salbenverbände kombiniert mit Therapien wie Elektrotherapie, Akupunktur, Magnetfeldtherapie und Kortisonspritzen eher weniger. Zu diesen Methoden gebe es bisher keine überzeugenden Studienergebnisse, so Knobloch.

Dass Spritzen kaum etwas bringen, zeigt auch eine aktuelle Studienauswertung mit insgesamt 1400 Patienten: Demnach helfen Wirkstoffe wie Kortison, Botulinumtoxin oder das Knorpelschutzpräparat Glykosaminoglykanpolysulfat nicht besser als ein Scheinmedikament.

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Achillessehnenriss (grafische Illustration): Zur Vollansicht bitte klickenZur Großansicht

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Achillessehnenriss (grafische Illustration): Zur Vollansicht bitte klicken

Eigentlich ist sie sehr belastbar, doch ist sie erst einmal gerissen, kann sie immer wieder zum Problem werden. Doch wie behandelt man die Achillessehne am besten, damit sie nicht erneut reißt? Tatsächlich sollte man bei einem Riss über eine OP nachdenken. Das legt zumindest das Ergebnis einer Studie nahe, bei der Mediziner die Stabilität einer geheilten Achillessehne beziehungsweise die Anzahl neuer Risse untersuchten. Demnach riss sie bei jenen Patienten öfter erneut, die sich konventionell behandeln ließen, als bei jenen, die sich einer OP unterzogen.

Bei der offenen OP entfernt der Chirurg verschlissene Anteile der Sehne und verbindet die gesäuberten Sehnenenden exakt miteinander. Deshalb wird nur eine winzige Lücke durch Narbengewebe überbrückt. "Das macht die Sehne reißfester", sagt Pia Janßen. Allerdings können bei einer OP häufiger Narben- oder Hautverwachsungen auftreten. Und für Zuckerkranke und Raucher ist das Risiko einer Infektion erhöht.

In ganz unkomplizierten Fällen ist es möglich, minimalinvasiv zu operieren. Der große Vorteil: Das Wundheilungsrisiko ist gering. Eine konservative Behandlung mit einem Druckverband oder einem sogenannten Unterschenkel-Walker setzt wiederum voraus, dass die Sehnenstümpfe nicht zu weit auseinanderliegen. Dafür ist eine regelmäßige Ultraschallkontrolle notwendig.

Sportler oder junge Patienten sollten sich lieber operieren lassen, denn durch eine konventionelle Behandlung lässt sich die Sehnenspannung nicht wieder hundertprozentig herstellen - und die volle Muskelkraft wieder aufbauen. Für alte Patienten, Diabetiker, Raucher und Rheumatiker unter Kortisontherapie ist dagegen die konventionelle Behandlung empfehlenswert. Das Fazit von Pia Janßen: "Alle Vorgehensweisen haben Vor- und Nachteile. Welche ganz individuell die richtige Therapie ist, hängt von etwaigen Risikofaktoren des Patienten sowie von seinen sportlichen Aktivitäten ab."

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Fersensporn (grafische Illustration): Zur Vollansicht bitte anklickenZur Großansicht

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Fersensporn (grafische Illustration): Zur Vollansicht bitte anklicken

Stechende Schmerzen morgens beim Aufstehen in der Fußsohle sind häufig ein Anzeichen von einem Fersensporn. Wer häufig mit diesen Symptomen zu kämpfen hat, sollte rasch einen Arzt aufsuchen. Auch bei dieser Diagnose greifen Ärzte gerne zum Skalpell, allerdings zieht eine OP häufig Komplikationen nach sich, wie etwa Vernarbungen oder das Absterben von Gewebe. Und nicht in jedem Fall führt eine OP auch zum Erfolg. "Der überwiegende Teil der Betroffenen wird allein mit konservativen Maßnahmen schmerzfrei", sagt der Fußchirurg Bernd Wegener vom Münchner Klinikum Großhadern. "Allerdings müssen die Patienten sehr geduldig und konsequent sein."

Zu den konservativen Therapiemaßnahmen zählen individuell angepasste, entlastende Einlagen mit Aussparungen, oder Schaumgummi-Unterfütterung im Bereich der Ferse beziehungsweise des Fersensporns. Sie sind so geformt, dass sie das Fußgewölbe abstützen und gegebenenfalls sogar aufrichten. Etwa 80 Prozent der Patienten sind Wegener zufolge auf diese Weise innerhalb von sechs Wochen bis sechs Monaten schmerzfrei.

Sinnvoll ist es, vor der Behandlung eine Laufanalyse durchzuführen. Zudem kann eine spezielle Physiotherapie helfen: eine Massage an Sehnenknochenübergängen, Querfriktion genannt, und Dehnübungen für die Sehnenplatte an der Fußsohle.

Auch die Stoßwellentherapie kann Schmerzen lindern. Allerdings ist die Beweislage durch Studien dazu nicht eindeutig, weshalb die gesetzlichen Krankenkassen die Therapie nicht bezahlen.

Vorsichtig sollte man auf jeden Fall mit Kortisonspritzen sein: "Kortison sollte höchstens zweimal innerhalb von zwei Wochen in die nähere Umgebung des Fersensporns gespritzt werden, da es die Sehnen spröde und damit reißanfällig macht", sagt Pia Janßen. Patienten, die auch noch nach Monaten gespritzt werden, sollten die Therapie überdenken. "Das ist nur ein Zeichen dafür, dass die Ursachen nicht wirklich gefunden wurden oder der Patient die Therapie nicht konsequent genug durchführt", sagt Janßen.

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Kreuzbänder (grafische Illustration): Zur Vollansicht bitte anklickenZur Großansicht

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Kreuzbänder (grafische Illustration): Zur Vollansicht bitte anklicken

Der Kreuzbandriss

"Wer sportlich aktiv ist, sollte sich unbedingt operieren und eine Ersatzsehne einsetzen lassen, damit das Knie vollständig stabilisiert wird", sagt Andreas Imhoff, Sportorthopäde vom Münchner Klinikum rechts der Isar. "Treibt jemand keinen Sport und ist das Knie nur geringfügig instabil, braucht er theoretisch keine Operation."

Dennoch rät der Mediziner auch diesen Patienten zur Vorsicht: Wird das instabile Kniegelenk täglich belastet und sind die Muskeln nicht ausreichend trainiert, könnten Band- und Kapselteile überdehnen und Meniskusrisse, Knorpelschäden und Arthrose entstehen. "Deshalb kann es auch bei nicht Sporttreibenden ratsam sein, das Kreuzband zu operieren", sagt Imhoff.

Im Fall einer OP ist es wichtig, anschließend frühzeitig die Muskeln an Ober- und Unterschenkeln aufzubauen, um die Gelenkführung und Gelenkstabilität zu verbessern. Dabei schützt eine Schiene das Knie zunächst vor zusätzlichem Schaden und ermöglicht eine geführte Bewegung. Insgesamt dauert es etwa ein Jahr bis das Kniegelenk wieder ganz fit ist.

Für den Zeitpunkt der Operation gilt derzeit: Entweder sollte sie sofort innerhalb der ersten 24 Stunden erfolgen, weil dann das Gelenk noch nicht so stark geschwollen ist. Oder aber nach etwa drei bis vier Wochen wenn die Schwellung wieder abgeklungen ist. "Ansonsten können sich nach der OP Verwachsungen ausbilden und das Gelenk bleibt unbeweglich", warnt Imhoff.

Mobilleser: Klicken sie hier, um noch mehr über den Kreuzbandriss und dessen Therapiemöglichkeiten zu erfahren.


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