Mittwoch, November 07, 2012

Taube Hände und schmerzende Finger | NDR.de - Ratgeber - Gesundheit - Bewegungsapparat

Taube Hände und schmerzende Finger | NDR.de - Ratgeber - Gesundheit - Bewegungsapparat

NDR Fernsehen Sendedatum: 19.10.2011 09:20 Uhr

Taube Hände und schmerzende Finger

27 einzelne Knochen bilden das Grundgerüst der menschlichen Hand. Ein komplexes Konstrukt aus 33 Muskeln und ihrer Sehnen und Bändern macht sie zu einem filigranen Greifwerkzeug. Da die Hände im Alltag stark beansprucht werden, können die Ursachen von Handschmerzen vielfältig sein.

Eine häufige Erkrankung der Hand ist das Karpaltunnelsyndrom. Typische Symptome sind dabei nächtliche und morgendliche Taubheitsgefühle und Kribbeln im Bereich von Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Vor allem am Daumen können auch bewegungsabhängige Schmerzen auftreten, die sich wie kleine elektrische Schläge anfühlen und sich bis auf den Arm ausdehnen können.

Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium kann es zu einer Atrophie, einem Abbau der Muskulatur, des Daumenballens kommen. Ein kräftiger Faustschluss, das Umschließen einer Flasche oder Brotschneiden sind dann nicht mehr möglich.

Verengung des Karpaltunnels

Die Ursache der Beschwerden liegt in einer Verengung des Karpaltunnels. Der Karpaltunnel ist eine knöcherne Rinne an der Innenseite des Handgelenks. Den Boden bilden die Handwurzelknochen. Nach oben wird er begrenzt durch ein Dach aus straffem Bindegewebe, dem Karpalband. Durch den Tunnel verlaufen die Fingerbeugesehnen und der Hauptnervenstrang der Hand, der Nervus medianus. Erhöhte manuelle Belastungen, wie zum Beispiel längeres Gehen an Unterarmgehstützen, lange Fahrradtouren oder aber auch hormonelle Veränderungen durch Schwangerschaften oder Wechseljahre sowie Erkrankungen wie Diabetes oder Schilddrüsenunterfunktionen, können zu einer Einengung des Kanals führen.

Ursachen nicht immer eindeutig ersichtlich

Die typischen Symptome entstehen durch eine Druckschädigung des Nervus medianus. Jedoch sind die Ursachen eines Karpaltunnelsyndroms nicht immer eindeutig ersichtlich. Meist tritt es bei älteren Menschen auf. Frauen sind dabei dreimal häufiger betroffen als Männer. Auch Übergewichtige haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Die Diagnose wird anhand der typischen Symptome gestellt. Zusätzlich kann eine Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit die Verdachtsdiagnose bestätigen. Eine bildgebende Diagnostik mithilfe von Röntgen-, CT- oder MRT-Untersuchungen ist in der Regel nicht notwendig.

Im Anfangsstadium der Erkrankung lassen sich die Beschwerden in der Regel gut mit konservativen Maßnahmen therapieren.  Ruhigstellende Schienen, manuelle Therapien zur Mobilisation des Bindegewebes und entzündungshemmende Tabletten oder lokale Injektionen schmerzstillender oder entzündungshemmender Substanzen lindern die Beschwerden.

Bei fortgeschrittenen Erkrankungen ist die operative Entlastung des Karpaltunnels den konservativen Maßnahmen deutlich überlegen. In einer örtlichen Betäubung wird dabei das Karpalband durchtrennt, der Karpaltunnel wird erweitert und der Nervus medianus vom Druck entlastet. Die Operation dauert in der Regel nicht länger als 10 bis 15 Minuten. Schwierigkeiten durch das fehlende Karpalband sind danach nicht zu erwarten. Im Anschluss an die Operation erfolgt eine kurzfristige Ruhigstellung der operierten Hand.

Schnappfinger kann auch Schmerzen verursachen

Schmerzen in den Händen können auch durch eine sogenannte Ringbandstenose hervorgerufen werden. Genau wie beim Karpaltunnelsyndrom ist eine chronische Sehnenscheidenentzündung die Ursache. Die Sehne ist angeschwollen und kann nicht mehr ungehindert durch das schmale Ringband unten am Finger gleiten. Der Finger schnappt schmerzhaft zurück - deshalb wird das Krankheitsbild auch "Schnappfinger" genannt.

Die Ringbandstenose muss in den meisten Fällen operiert werden. Die OP wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Der Handchirurg durchtrennt das untere Ringband des betroffenen Fingers. Der Knoten bleibt, aber er stört nicht mehr bei der Bewegung. Bis auf einen kleinen Schnitt ist nach dem etwa zehnminütigen Eingriff an der Hand nichts zu sehen - der Finger ist wieder beweglich.

Interviewpartner im Beitrag und Studio:

Dr. Florian Graßmann
Facharzt für Unfall- und Handchirurgie
Praxis für Unfall-& Handchirurgie am Grindel
Helene-Lange-Straße 2
20144 Hamburg
Tel. (040) 420 88 51
Fax: (040) 42 10 44 61
E-Mail: praxis(at)uhc-am-grindel.de

Interviewpartner im Beitrag:

Dr.med. univ. Franz Popp
Facharzt für Neurologie
Hoheluftchaussee 20
20253 Hamburg
Tel. (040) 40 70 78

Autorin des Fernsehbeitrags:
Antje Büll



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