Samstag, Juli 23, 2011

Medizinforschung: Elektrische Stimulation knipst den Kopfschmerz aus - Nachrichten Gesundheit - WELT ONLINE


Medizinforschung: Elektrische Stimulation knipst den Kopfschmerz aus - Nachrichten Gesundheit - WELT ONLINE

Anmelden | 23. Juli 2011, 17:15 Uhr

Medizinforschung

Drucken Bewerten Autor: Wolfgang W. Merkel| 15:23

Elektrische Stimulation knipst den Kopfschmerz aus

Manchen Patienten mit grausamen Cluster-Kopfschmerzen hilft kein Medikament. Die Forschung ist nun bei einem Schalter zwischen Auge und Wangenknochen angekommen.

Wer lässt sich schon gern eine elektrische Sonde tief ins Gehirn implantieren? Eine unangenehme Vorstellung. Doch einige Menschen mit unerträglichen und immer wiederkehrenden Kopfschmerzen gehen diesen Weg: Menschen mit sogenannte Cluster-Kopfschmerzen. Das Etikett „Cluster" (Gruppe, Ansammlung) macht deutlich, dass diese Form von körperlichen Qualen nicht singulär kommt, sondern gehäuft mit nachfolgend oft monatelangen Pausen. Etwa eine von 800 Personen ist betroffen, Männer häufiger als Frauen.

Frau mit Migräne
Foto: picture alliance/chromorange "Cluster-Kopfschmerz setzt die Patienten der brutalsten Schmerzintensität aus, die bekannt ist", sagt der Neurologe und Schmerzexperte Professor Stefan Evers

Die Attacken dauern meist 30 bis 60 Minuten, oft setzen sie nachts ein. Die Schmerzen konzentrieren sich einseitig um Schläfe und Auge – und sie sind extreme Angriffe auf die Lebensqualität. „Cluster-Kopfschmerz setzt die Patienten der brutalsten Schmerzintensität aus, die bekannt ist", sagt der Neurologe und Schmerzexperte Professor Stefan Evers von der Uniklinik Münster.

Zum Schmerz gesellen sich weitere Symptome: Die Region um das betroffene Auge ist etwas geschwollen, das Auge erscheint kleiner als das andere und tränt, das Lid hängt; die Nase läuft oder ist verschlossen, der Patient schwitzt und ist von körperlicher Unruhe getrieben.

Wodurch Cluster-Kopfschmerzen (CK) ausgelöst werden, weiß man nicht genau. Aber sie scheinen vom Hypothalamus im Zwischenhirn auszugehen. Dieses Hirnareal steuert über Hormone rhythmische Grundfunktionen wie die Körpertemperatur und den Schlaf.

Mediziner verfügen über eine Reihe von Medikamenten für den akuten Anfall und die Vorbeugung. Dem Löwenanteil der Patienten helfen sie auch. „Aber die restlichen fünf bis zehn Prozent der Patienten sind verzweifelt", sagt Professor Arne May vom Institut für systemische Neurowissenschaften am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

Früher entschieden sich manche dieser Patienten für einen operativen Eingriff, bei dem bestimmte Nerven wie der Gesichtsnerv (Trigeminusnerv) zerstört wurden, um die Schmerzentstehung zu verhindern.

Fantastische Bilder aus dem Inneren des Menschen
Foto: Philips Medical Systems Die neuesten und modernsten Computertomografen liefern gestochen scharfe Bilder in 3D - wie hier vom Schädel. Allerdings warnen Ärzte vor der Strahlenbelastung.

Solche zerstörerischen Eingriffe sind jedoch lange passé. Die Ultima Ratio, wenn sonst nichts hilft, ist heute die sogenannte Tiefe Hirnstimulation am Hypothalamus im Zwischenhirn. Elektrische Dauerreize schalten die Schmerzen dort quasi per Knopfdruck aus. Eine vergleichbare Methode hilft auch Parkinsonpatienten gegen motorische Störungen. Bei Epilepsie, bestimmten Zwangsstörungen und dem Tourette-Syndrom laufen Studien.

Durch die Stimulation im Gehirn werden keine Nerven zerstört, aber das Einbringen der Elektrode in das Gehirn ist riskant. Zudem habe sich die anfängliche Euphorie über die Tiefe Hirnstimulation gelegt, sagt Stefan Evers. Zum einen erleben weniger Patienten eine Besserung ihrer Symptome als erwartet.

Andererseits verändern die elektrischen Reize die Psyche von manchen Patienten. „Depressionen können verstärkt werden, und mancher Patient bekommt geradezu manische oder enthemmte Züge und wird beispielsweise spielsüchtig." Aus diesen Gründen hat die Zahl der so behandelten CK-Patienten abgenommen.

Als weit weniger problematisch gilt die Dauerstimulation des Hinterhauptnervs. Manchen Patienten hilft das. Nun kommt möglicherweise bald die neue Methode hinzu, die europäische Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit der kalifornischen Firma Autonomic Technologies erforschen: Ein elektrischer Stimulator, der die Attacken an einem Nervengeflecht unter der Haut zwischen Auge und Wangenknochen ausschaltet.

Seltener Kopfschmerzen

Kürzlich haben die Forscher erste Ergebnisse einer Studie auf einem Kongress in Berlin vorgestellt. 22 Patienten werden bislang behandelt, von sieben liegen veröffentlichte Ergebnisse vor. Bei 66 Prozent der erfassten Schmerzattacken fanden die Forscher um UKE-Forscher Arne May und Jean Schoenen von der Universität Lüttich eine Linderung, drei der sieben Patienten wurden völlig schmerzfrei. Jeweils ein Patient fand eine Schmerzreduzierung um 80 beziehungsweise um 33 Prozent.

Die Mehrzahl der Probanden hatte zudem seltener Kopfschmerzen. 70 Prozent meinten, die Zahl der Attacken habe sich um mindestens die Hälfte reduziert. Zwei Probanden brachte die Stimulation allerdings nichts.

Die Therapie ist noch experimentell, aber Arne May ist bisher sehr zufrieden: „Mittlerweile kennen wir die Ergebnisse von 14 Patienten. Und wir stellen fest: Die Resultate sind sehr gut."

Angriffspunkt des Neurostimulators ist das sogenannte Ganglion sphenopalatinum (GSP). Neurologen versuchen diese Nervenstruktur bereits mit Injektionen des Lokalanästhetikums Lidocain zu blockieren.

Nun könnten also elektrische Impulse hinzukommen. Der etwa erbsengroße Stimulator wird dazu im Zahnfleisch implantiert, seine Spitze sitzt am GSP. Fühlt der Patient eine Attacke heraufziehen, hält er ein gut handygroßes Steuergerät an die Wange, bis der Schmerz nachlässt.

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Augen und Kopf:

Viele Erkrankungen können sich als Kopfschmerzen äußern. Und das, obwohl die Hirnzellen selbst keinen Schmerz wahrnehmen können – aber Hirnhäute, Nervenstränge und Blutgefäße sind empfindlich.

Wie die Impulse wirken, ist kaum verstanden. „Aber wie bei ähnlichen Stimulationsmethoden zeigt die Erfahrung, dass die Symptome bei vielen Patienten unterdrückt werden", erläutert Neurologe Evers.

Bis zur Zulassung des Verfahrens müssen CK-Patienten auf etablierte Therapien bauen. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft nennt hier: Sauerstoffinhalation sowie die auf den Stoffwechsel des Nervenbotenstoffs Serotonin wirkenden Triptane sowie das Lokalanästhetikum Lidocain.

Wer häufig von CK überfallen wird, sollte vorbeugend täglich Verapamil einnehmen. Eigentlich ein Mittel gegen Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen, hilft es doch auch vielen CK-Patienten. Alternativen sind Topiramat, ein Epilepsie- und Migräne-Wirkstoff, außerdem das aus der Therapie der Depression bekannte Lithium sowie Kortison.

Doch nicht jedes Mittel hilft jedem Patienten, und manches entfaltet auf Dauer schwere Nebenwirkungen. Alternativmedizinische Empfehlungen haben Überprüfungen gar nicht standgehalten – etwa Magnesium, Vitamin B, Taurin-Energie-Drinks, Halluzinogene wie LSD, Tees aus der Kudzu-Pflanze oder einfach sehr viel Wasser zu trinken. Erfolgsberichte beruhen wohl auf Zufällen. Vielleicht hilft die Stimulation des GSP jenen, denen bisher nicht zu helfen war.

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