Samstag, Juni 04, 2011

Die drei großen Rätsel um den Killer-Keim


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WAS IST DIE QUELLE? ++ WER IST SCHULD? ++ WAS HILFT ?


Experten stehen bei ihren Forschungen bei diesen EHEC-Infektionen noch am Anfang ihrer Arbeit
Foto: dapd
04.06.2011 — 15:47 Uhr
Berlin - Sie suchen und suchen und suchen, finden aber nichts. Deutsche Forscher auf der Jagd nach dem Killerkeim EHEC. Mindestens 20 Menschen sind tot, 2000 infiziert. BILD nennt die drei großen Rätsel um die Darm-Seuche.
Laut WHO ist EHEC bisher in zwölf Ländern aufgetreten. Infektionen gibt es außer in Deutschland auch in Österreich, Tschechien, Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, Schweden, Schweiz, Großbritannien und den USA.
Aber was ist die Ursache der gefährlichen EHEC-Infektionen? Sind es Gurken? Tomaten? Oder ist es doch Fleisch? Millionen Menschen sind verunsichert, Gemüsehändler verkaufen kaum noch Ware, und jeden Tag steigt die Zahl der Kranken.
ERSTES RÄTSEL: WAS IST DIE QUELLE?
Der erste Verdacht fiel auf Gurken aus Spanien. Hamburger Behörden entdeckten EHEC-Keime darauf, verdächtigten aber auch Tomaten, Salat und anderes Gemüse. Die Warnung gilt noch immer! Auch wenn längst klar ist, dass die Gurken zwar Keime, aber nicht den Killer-Keim trugen.
KILLER KEIM

EHEC IN HAMBURG
Brach die Darm-Seuche beim Hafenfest aus?

SCHLIMMER VERDACHT
Killer-Keim mit Absicht in Umlauf gebracht?

EHEC-EPIDEMIE
Spur des Todeskeims führt nach Afrika

Der Ärztliche Direktor der Berliner Charité, Ulrich Frei, sagte im „Tagesspiegel“, es mache ihn „unruhig“, dass es immer noch keinen Hinweis auf die Erregerquelle gebe. Er kritisierte die Arbeit des Robert-Koch-Instituts (RKI): Es sei nicht erkennbar, woran das RKI arbeite.
Oder ist es das Fleisch? Donato Greco, Experte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), glaubt: Die Infektionen können ihren Ursprung eher im Fleisch als im Gemüse haben.
Greco sagte der italienischen Zeitung „La Repubblica“: „Der Erreger ist üblicherweise im Darm von Rindern zu finden und damit auch in rohem Fleisch wie Tartar oder schlecht gekochten Hamburgern.“ Er habe noch nie derart gefährliche Darmkeime auf Obst und Gemüse festgestellt.
Wäre Rindfleisch die Quelle für den gefährlichen Keim, könnte das auch mit der massiv Beigabe von Antibiotika in Tierfutter zu tun haben, meint Greco. Dadurch seien die Bakterien zusätzlich resistent geworden.
Aber wie ist es mit Obst und Milch? In früheren Fällen war Rohmilch oft Träger des Bakteriums. „Eher auszuschließen“, ließ Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) erklären, zumindest bei pasteurisierter, also bei der Verarbeitung erhitzter Milch. Die Verunsicherung bleibt aber, so lange die Forscher keine klaren Antworten gefunden haben.
„Wir müssen uns mehr in diesen Keim hereindenken“, sagte Darmkeimexperte Prof. Helge Karch vom Universitätsklinikum Münster. Doch damit tun sich die Experten noch schwer. Immerhin haben sie den genetischen Code des Keims entschlüsselt. Ein extrem gefährliches Bakterium aus Zentralafrika, das blutige Darmentzündungen verursacht, paarte sich mit dem in Deutschland bekannten EHEC-Erreger.
ZWEITES RÄTSEL: WER IST SCHULD?
Die Darm-Seuche verbreitete sich zuerst in Norddeutschland. Aber wo hat der Killer-Keim seinen Ursprung? Es gibt erste Spuren und Ideen.
• Laut „Focus“ verdächtigt das Robert-Koch-Institut den Hamburger Hafengeburtstag. Etwa 1,5 Millionen Menschen hatten vom 6. bis zum 8. Mai das Hafenfest besucht. Gut eine Woche später kamen die ersten Patienten mit Durchfall ins Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf. Der zeitliche Abstand zum Fest entspreche dem typischen Verlauf einer EHEC-Erkrankung, stellte das RKI demnach fest.
Nein, meint die Hamburger Gesundheitsbehörde, der Hafengeburtstag kommt als Auslöser für die EHEC-Krankheitswelle nicht in Betracht. Diese Einschätzung hätten Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) bereits vor zehn Tagen der Behörde gegeben, sagte Behördensprecher Hartmut Stienen am Samstagabend.
• Die zweite Spur führt in ein Lübecker Restaurant. Dabei handelt es sich nach einem ZDF-Bericht um das Traditionslokal „Kartoffelkeller“, bestätigte der Besitzer des Lokals dem Fernsehsender. Die „Lübecker Nachrichten“ berichten, dass dort 17 EHEC-Erkrankte gegessen hatten. EU-Experten warten auf Testergebnisse aus dem Lokal, teilte die EU-Kommission am Samstag mit. Das Kieler Landwirtschaftsministerium wiegelt aber ab und nennt den Bericht überzogen. Allerdings bleibt die Liferantenkette zu untersuchen.
• Der Berliner Hygiene-Experte Klaus-Dieter Zastrow hatte gesagt, er halte sogar einen Anschlag für möglich. Der Chefarzt für Hygiene an den Vivantes-Kliniken sagte:„Es kann durchaus sein, dass ein Schwachkopf unterwegs ist und denkt, ich bringe mal ein paar Leute um oder verpasse 10.000 Leuten Durchfälle.“
DRITTES RÄTSEL: WAS HILFT GEGEN DEN KILLER-KEIM?
Prof. Hermann Haller von der Medizinischen Hochschule Hannover betonte: „Es gibt keine Therapie zum jetzigen Zeitpunkt, die alle Patienten schlagartig gesund macht.“
Aber es gibt Hoffnung: In Hamburg wird der neue Wirkstoff Eculizumab zur Behandlung schwer erkrankter EHEC-Patienten getestet.
„Man kann zur Effektivität bisher wenig sagen“, erklärte Prof. Ulrich Kunzendorf von der Universität Kiel. „Es mag eine Tendenz zur Besserung geben unter dem Antikörper.“
Nach der Erbgut-Entzifferung des gefährlichen EHEC-Bakteriums widmen sich Forscher um den Münsteraner Experten Prof. Helge Karch einer möglichen Bekämpfung des Keimes mit Antibiotika.
Es müsse nun geprüft werden, ob die isolierten Darmkeime besonders viel Gift ausschütten, wenn sie mit Antibiotika getötet werden, sagte Karch vom Universitätsklinikum Münster.

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