Schulterschmerzen konservativ behandeln
Ob beim Haare waschen, Einkaufen oder am Schreibtisch: Das Schultergelenk ist fast überall in Aktion. Wird das extrem flexible, dadurch aber auch besonders anfällige Schultergelenk infolge einer Verletzung oder auch durch Verschleiß beschädigt, beeinträchtigt das die Beweglichkeit enorm.
Viele Betroffene können ihren Arm nicht mehr heben, leiden massiv unter Schmerzen. Das führt dazu, dass in solchen Situationen Ärzte wie auch Patienten leicht ungeduldig werden und dann auf die vermeintlich schnelle Lösung setzen: eine Operation. Doch allzu oft bleiben die Beschwerden nach einem vorschnellen Eingriff bestehen, warnen Experten: Vor allem bei jungen Patienten unter 70 Jahren werde viel zu oft und zu schnell operiert.
Beweglichkeit der Schulter testen
Bei Krankheitsbildern wie Kalkschulter, Impingement-Syndrom, Schultersteife oder Arthrose geht es auch ohne OP. Wichtig ist zunächst die genaue Diagnose. Wertvolle Hinweise, zum Beispiel auf eine Schleimbeutelentzündung, kann eine Kernspintomographie liefern. Doch das Wichtigste ist die gründliche manuelle Untersuchung. Dabei führt der Orthopäde eine Reihe von Tests (Jobe-Test, Hawkins-Test, Neer-Test, Codman-Griff, Schürzengriff, Nackengriff u.a.) durch, um die aktive und passive Beweglichkeit der Schulter und die Funktion der Muskulatur zu prüfen.
Mit Funktionstests wie dem Jobe-Test oder Codman-Griff können Ärzte die Beweglichkeit der Schulter testen. Einer der häufigsten Befunde ist das Impingement-Syndrom. Impingement bedeutet eine Verengung im Schultergelenk. Unterhalb des Schulterdaches ist es bereits im Normalzustand sehr eng. Schwillt dann der dort liegende Schleimbeutel aufgrund einer Entzündung noch an, bleibt kaum mehr Platz im Gleitraum und der Schleimbeutel wird gequetscht. Das verursacht die Schmerzen. Gegen die Schleimbeutelentzündung verschreibt der Arzt Kortisontabletten und intensive Physiotherapie. Dabei ist es wichtig, dass der Patient auch tatsächlich zwei Mal täglich trainiert. Denn in der Physiotherapie kommt es darauf an, die Übungen wirklich regelmäßig zu wiederholen.
Kortison und viel Physiotherapie
Als "Frozen Shoulder" bezeichnen Ärzte die Schultersteife, die entstehen kann, wenn der Patient seine Schulter aufgrund von meist entzündungsbedingten Schmerzen immer weniger bewegt. Dadurch schrumpft die Gelenkkapsel, so dass eine Bewegung kaum noch möglich ist, die Schulter versteift sich. Mit hochdosiertem Kortison lässt sich die Entzündung stoppen. Anschließend muss die Schulter in der Physiotherapie gezielt bewegt werden, um die Gelenkkapsel wieder zu weiten. Das erfordert viel Durchhaltevermögen, denn die Heilungsphase kann über ein Jahr dauern.
Eine weitere häufige Ursache für Schulterschmerzen ist der altersbedingte Gelenkverschleiß: die Schultergelenksarthrose. Sie wird meist mit Kortisonspritzen behandelt. Erst wenn diese Therapie nicht mehr hilft, sollte über eine Operation nachgedacht werden. Nicht selten kommt es aufgrund der Arthrose zu Sehnenanrissen. Auch ein Sehnenanriss muss nicht operiert werden, im Gegensatz zu einer Sehne, die zum Beispiel durch einen Unfall komplett gerissen ist. In diesem Fall muss innerhalb von vier bis sechs Wochen operiert werden, weil sich die Sehnenenden sonst zurückziehen und sich nicht mehr zusammennähen lassen.
Interviewpartner im Studio:
Dr. Niels Hellmers
Oberarzt
Sektion für Orthopädie
Klinik für Chirurgie des Stütz- und Bewegungsapparates
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck
Interviewpartner im Beitrag:
Wolf-Peter Weinert
Hausarztzentrum Bad Bevensen
Krummer Arm 1a
29549 Bad Bevensen
E-Mail: kontakt@Hausarztzentrum-Bad-Bevensen.de
Internet: www.der-andere-hausarzt.de
Autorin des Fernsehbeitrags:
Katja Gundlach
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