Umstellungs-OP kann vor Knieprothese retten
Bei der Umstellung der O-Beine wird der Schienbeinkopf aufgebogen. Jahrelang Knieschmerzen, Schwellungen, immer wieder wird das Knie punktiert - doch die Patientin kann immer schlechter laufen. Die Ärzte raten ihr zu einer Knieprothese. Doch die Patientin will eine Zweitmeinung. Ein anderer Orthopäde untersucht die Patientin und stellt fest: Ein schiefes O-Bein beeinflusst ihre gesamte Statik. Der Knorpel im Knie ist schon angegriffen, Knochen reibt auf Knochen. Durch die mechanische Reizung bildet sich Flüssigkeit, die das Knie anschwellen lässt und Schmerzen verursacht. Von einer Prothese rät der Orthopäde ab - er will das Bein chirurgisch begradigen.
Experten schätzen, rund 20 Prozent der Patienten wird zu einer Prothese geraten, obwohl gar keine nötig ist. Eine rechtzeitige Beinumstellungs-OP kann vor einer Prothese bewahren - oder ihren Einsatz hinauszögern. Im Idealfall kann sogar vor der Umstellung noch Zeit gewonnen werden, indem die konservative Behandlung voll ausgeschöpft wird.
So können entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente, Spritzen, stützende Bandagen und spezielle Schuhe helfen. Eine vom Orthopädietechniker angefertigte Schuh-Außenranderhöhung kann ein O-Bein teilweise ausgleichen. Sie drückt das Knie in eine gerade Position und nimmt den Druck von der Innenseite des Knorpels.
Was wird eine Beinbegradigung durchgeführt?
Nur wenn noch genug Knorpel vorhanden ist, kann die Beinbegradigung (Umstellungsosteotomie) Abhilfe schaffen. Bei der Umstellung der O-Beine sägt der Chirurg in die Innenseite des Schienbeinkopfes hinein, bis auf einen Rest von einem Zentimeter. Dann wird der Knochen aufgebogen - bis zu dem Winkel, der zu korrigieren ist. Später wächst darin Knochen.
Dieser Winkel bleibt aufgebogen und mit Schrauben und Platten fixiert. Diese werden später entfernt, können aber bei neuer Technik auch im Körper bleiben. Die Umstellung hält 10 bis 15 Jahre. Damit kann man also das Einsetzen einer Prothese hinauszögern.
Eine Umstellungsosteotomie eignet sich für alle Patienten unter 70 Jahre und könnte laut Experten viel öfter vorgenommen werden. Doch der Eingriff ist kompliziert - nur rund zehn Prozent der Operateure in Deutschland führen eine Beinbegradigung durch. Aber die Umstellungsosteotomie lohnt sich - denn nach zehn Jahren sind noch etwa 90 Prozent der Patienten ohne Prothese.
Interviewpartner im Studio:
Dr. Oliver Dierk
Sportorthopäde und Chirurg
Orthopädie-Zentrum Hamburg
Poststraße 2-4
20354 Hamburg
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Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Frieder Traulsen
Orthopäde
Orthopädie am Arndtplatz
Arndtplatz 6
24116 Kiel
Tel. (0431) 220 26 50
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Steffi Sabotta
Orthopädieschuhtechnikerin
Kai Strohmeyer
Physiotherapeut
OT-KIEL GmbH & Co. KG
Niemannsweg 2
24105 Kiel
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Autorin des Fernsehbeitrags:
Susanne Kluge-Paustian