Warm anziehen, Bonbons lutschen und bloss nicht küssen: Wer erkältet ist, kann sich vor guten Ratschlägen kaum retten. Wir sagen Ihnen, welche davon Sie berücksichtigen sollten.
Schnupfen, Husten, Halsweh: Hilft da nicht Vitamin C? Seit mehr als 60 Jahren streiten Fachleute über den Nutzen des insbesondere in Zitrusfrüchten vorkommenden Vitamins und seiner angeblich wohltuenden Wirkung bei Erkältungserkrankungen.
Im Rahmen einer Meta-Analyse der Cochrane Library wurden mehrere Placebo-kontrollierte Studien, die sich mit Vitamin C in Verbindung mit respiratorischen Infekten beschäftigten, untersucht. Dabei kamen die Wissenschaftler zum Schluss, dass Vitamin C nur dann einen präventiven oder therapierenden Effekt bei Erkältungen hat, wenn ein Mensch unter einer extremen körperlichen Belastung (Marathonlauf oder ähnliches) steht. Bei allen anderen gilt - zumindest laut Cochrane: Mit Vitamin C lässt sich eine Erkältung nicht verhindern. Auch ein akuter Infekt kann dadurch nicht verkürzt werden.
Zink wirkt, oder doch nicht
Doch die Fachartikel-Überprüfungsinstanz Cochrane Library, ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Medizinern, das sich der systematischen Kontrolle bestehender Studien verschrieben hat, ist offenbar nicht der Weisheit letzter Schluss. Darauf weist ein im Februar auf Zeit Online erschienener Artikel hin, der sich kritisch mit den Resultaten einer Analyse mehrerer Studien zum lebenswichtigen Spurenelement Zink auseinandersetzt. Stein des Anstosses: Die indische Kinderärztin Meenu Singh wertete 15 Studien, in die insgesamt 1360 Probanden eingeschlossen waren, für Cochrane aus. Anders als in vorangegangenen Studien fand Singh heraus, dass Zink signifikant gegen Schnupfen wirkt.
So weit, so gut, wäre da nicht der indischstämmige Biochemiker Ananda Shiv Prasad, den man auch den Zinkpapst nennt. Von ihm sind nach Recherchen des Zeit-Online-Autors gleich zwei Studien in die Cochrane-Analyse mit eingeflossen. An beiden Studien nahmen jeweils nur 50 erkältete Testpersonen teil: 25 bekamen ein Placebo, also eine Tablette ohne Wirkstoff, die anderen 25 nahmen ein Zinkpräparat ein. Das Erstaunliche: Nach durchschnittlich vier Tagen waren die Zinkschlucker symptomfrei. Eine wundersame Heilung, zumal sich in vorangegangenen Studien mit deutlich mehr Probanden die Krankheitsdauer nur um rund einen halben Tag verkürzte.
«Da wäre ich auch misstrauisch geworden»
Gar nicht mehr so wundersam erscheinen die Studienresultate, wenn man weiss, dass die Untersuchungen von der George und Patsy Eby Stiftung finanziert wurden. Vermutlich ist es kein Zufall, dass George Eby III Inhaber einer Pharmafirma ist, die nur ein Präparat vertreibt: Eine Lutschtablette mit dem Spurenelement Zink.
Auf die Zusammenhänge angesprochen, zeigte sich Gerd Antes, Leiter des Deutschen Cochrane Zentrums, einsichtig: «Das ist nicht schön, da wäre ich auch misstrauisch geworden», sagte er und mahnte zur Vorsicht: «Guckt bei Cochrane-Reviews genauso kritisch hin wie bei allen anderen Sachen auch!»
Was nicht passt, wird passend gemacht
Was lernen wir daraus? Studien sind teuer und unabhängige Pharma-Analysen rar. Egal, ob es um die Erforschung der Vorzüge von Vitamin D3, die positiven Auswirkungen von Magnesium oder die guten Eigenschaften von Zink geht: Der grösste Teil der Studien wird - direkt oder indirekt - von der Pharmaindustrie gesponsert.
Verunsicherten bleibt also nur der Selbstversuch mit einer vom Arzt oder Apotheker empfohlenen Tagesdosis, oder - und das ist noch besser - gar nicht erst krank zu werden: Mit einfachen Mitteln wie regelmässigem Händewaschen oder diskretem Abwenden und Luft anhalten, wenn eine erkältete Person in der Nähe niest oder hustet, lässt sich eine Ansteckung in vielen Fällen vermeiden.
Was hilft Ihnen bei einer Erkältung? Verraten Sie uns Ihren ganz persönlichen Tipp!
(rre)
http://www.20min.ch/wissen/gesundheit/story/18098363
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen