Montag, März 07, 2011

Wenn die Ferse schmerzt

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Die ersten Schritte am Morgen sind plötzlich schmerzhaft? Nach längerem Sitzen bereitet Ihnen das Gehen Fersenschmerzen? Sie können wegen solcher Schmerzen nicht mehr Ihr gewohntes Lauftraining absolvieren? Dann leiden Sie sehr wahrscheinlich unter einem Fersensporn oder medizinisch korrekter: unter einer Fasciitis plantaris.

Unser Running-Doc *Dr. med. Martin Narozny-Willi erklärt, wie ein Fersensporn entsteht, weshalb die Bezeichnung eigentlich irrtümlich ist – und welche Therapien helfen.

Fasciitis plantaris

Fasciitis plantaris.

Entzündung der Plantarfascie

Bei der Plantarfascie handelt es sich um eine sehnenartige Struktur, welche sich vom Fersenbein in Richtung Zehen ausdehnt. Sie dient der Unterstützung des Fusslängsgewölbes und der dynamischen Schockabsorption. Aus unbekannter Ursache kann es zu einer Entzündung der Plantarfascie kommen und zu einer Degeneration. Eventuell spielen wiederholte Mikroverletzungen dabei eine Rolle. Auch Nervenirritationen an der Ferse können auf die Schmerzsymptomatik Einfluss nehmen.

Fersensporn
Der Fersensporn stellt eine Verknöcherung im Bereich des Ursprungs der Plantarfascie am Fersenbein dar. Allerdings ist der Zusammenhang von Fersensporn und Schmerzentstehung überhaupt nicht gegeben. Schmerzen können nämlich mit oder ohne Fersensporn auftreten. Andererseits kann ein Fersensporn auch völlig schmerzfrei sein. Somit ist diese Bezeichnung eigentlich irreführend.

Untersuchung
Die Patienten berichten meist über bereits seit Monaten bestehende Fersenschmerzen. Es zeigt sich ein sehr lokalisierter Druckschmerz an der Ferse mehr zur Innenseite des Fusses. Die restliche Untersuchung ist meist unauffällig. Ausgeprägte Senk- oder Hohlfüsse haben ein erhöhtes Risiko für eine Fasciitis plantaris.

Fersensporn / Röntgenbild

Der Fersensport ist auf dem Röntgenbild deutlich sichtbar.

Zusatzuntersuchungen
Ist die Diagnose trotz Vorgeschichte und Untersuchung unklar, kann der knöcherne Fersensporn im Röntgenbild dargestellt werden. Die eigentliche Entzündung der Plantarfascie kann im Ultraschall oder im MRI gesehen werden.

Therapie
90 Prozent der Patienten mit einer Fasciitis plantaris können erfolgreich konservativ, d. h. ohne Operation behandelt werden. Allerdings ist die Behandlung langwierig. Es gibt sehr viele verschiedene Therapieformen, wobei keine wirklich bei allen Patienten wirkt. Es muss also die Methode gesucht werden, welche individuell helfen kann. Meist führt eine Kombination verschiedener Massnahmen zum Erfolg.

Mögliche Therapiemethoden:

Dehnungsübung

Dehnungsübung.

Dehnen
Dehnen vermindert die Spannung an der Plantarfascie. Diese Übungen müssen repetitiv, am besten 6 Mal am Tag mit 15 Wiederholungen durchgeführt werden. Weiter sind auch Übungen zur Kräftigung der Fussmuskulatur wirksam. Einige Sitzungen Physiotherapie können hierbei hilfreich sein.

Stosswellentherapie
Dieses Verfahren ist bereits seit langem aus der Nierensteinzertrümmerung bekannt. Mit deutlich niedrigeren Energien kann man es auch zur Therapie von chronischen Entzündungen verwenden. Die mechanische Reizung aktiviert körpereigene Reparaturmechanismen, welche die Entzündung und Degeneration der Plantarfascie angehen.

Cortison
Eine Cortisoninjektion an den Ort der Entzündung kann zu einer Verbesserung der Beschwerden führen, muss aber mit anderen Massnahmen, wie z. B. Dehnungsübungen kombiniert werden, damit sie einen langfristigen Effekt zeigt. Die Cortisoninjektion darf nicht beliebig oft wiederholt werden, da sie zu einer Reduktion des Fersenfettpolsters führen kann, was wiederum mehr Stress für die Plantarfascie bedeutet.

Silikonkeil

Silikonkeil als Schuheinlage.

Schuheinlagen
Kurzfristig können zur Entlastung Ferseneinlagen aus Silikon zum Einsatz kommen. Diese verteilen die Kräfte auf die Ferse besser, damit die Plantarfascie beim Gehen nicht noch mehr gereizt wird. Die beste Wirkung haben diese Fersenkeile in der Kombination mit Dehnungsübungen.

Schmerzmittel
Schmerzmittel können über kurze Zeit zur Unterstützung der Therapie gegeben werden. Als alleinige Massnahme führen sie jedoch nicht zum Ziel.

Plättchenreiches Plasma
Hier handelt es sich um ein Extrakt aus dem Blut des Patienten, welches entzündungshemmende Stoffe und auch Wachstumsfaktoren enthält. Es wird dann an den Ort der Entzündung gespritzt, was zu einer Regeneration der Plantarfascie führt. Diese Methode wird erst dann angewendet, wenn die übrigen Therapien keinen Erfolg brachten.

Nachtschiene
Eine Schiene, welche den Fuss während der Nacht dehnt. Findet wenig Verbreitung, wohl auch wegen des Tragekomforts.

Operation
Lediglich ein kleiner Prozentsatz der Patienten mit einer Fasciitis plantaris kann nicht erfolgreich mit den oben genannten Methoden therapiert werden, so dass eine Operation nötig wird. Dabei gibt es viele verschiedene Techniken, welche im Prinzip die Spannung an der Plantarfascie z. B. durch eine Einkerbung reduzieren, falls vorhanden den Fersensporn entfernen und auch eventuell bestehende Kompressionen von Fersennerven beheben.
Die Therapie der Fasciitis plantaris ist langwierig und verlangt ein konsequentes Anwenden von verschiedenen Massnahmen, welche von Patient zu Patient sehr unterschiedlich wirksam sind.

- Leiden Sie auch an Fersenschmerzen?

Dr. med. Martin Narozny-Willi

Dr. med. Martin Narozny-Willi, unser Doc bei «Running im Outdoorblog».

Dr. med. Martin Narozny-Willi, Facharzt Orthopädische Chirurgie, Sportmedizin SGSM und Verbandsarzt Swiss Ice Hockey. SportClinic Zürich, Sportmedizin und Leistungsdiagnostik. Die Klinik ist eine Swiss Olympic Medical Base. www.sportklinik.ch/sportmedizin/toedi

22 Kommentare zu „Wenn die Ferse schmerzt"

  1. Wir hatten in den letzten 2 Jahren ca. 60 von Medizinern diagnostitierte Fersensporne in unserer Praxis. Davon war kein einziger echter Fersensporn dabei. Alles waren Verschiebungen des Fersenbeines. Alle Patienten waren durch eine spezielle Therapie unserer Therapeutin kurzfristig beschwerdefrei.
    Gruß

    • Bühlmann sagt:

      Da ich seit kurzem auch so ein `Geplagter` bin, würde ich gerne mehr über eure Therapie wissen wollen….evtl. sogar der Name eurer Praxis…

      • W.B. sagt:

        Ich habe 5 Monate gelitten, keine Besserung trotz Cortisontabletten und -spritze. Wurde dann ins Zürcher Spital Bethanien zur Sonographie überwiesen, d. h. ich bekam eine Spritze seitlich in den Fuss und seither bin ich fast schmerzfrei, allerdings trage ich sog. Luftkissenschuhe namens kyBoot. Mit normalem Schuhwerk hätte ich vermutllich noch etwas Schmerzen, aber kein Vergleich mit vorher.

    • Jürg sagt:

      Das klingt sehr sehr esoterisch…ebenso die website Ihrer 'Therapeutin'. Eine 'spezielle Therapie'? Das Fersenbein ist ein ziemlich grosser Knochen im Fuss, wie soll man da eine Verschiebung einfach kurz therapieren können? Und was meinen Sie mit 'kurzfristig' beschwerdefrei? Wörtlich bedeutet das, dass die Schmerzen für kurze Zeit weg waren und dann wieder aufgetreten sind. Abschliessen: Weshalb sollte Ihre Therapeutin 60 mal eine richtige Diagnose stellen (ohne bildgebende Verfahren) und 60 ausgebildete Mediziner (nicht Krankenschwestern, wie Ihre Therapeutin!) 60 mal eine falsche?

  2. Schalch sagt:

    Guten Tag
    Ich hatte auch längere Zeit, Monate immer wieder starke Fersenschmerzen. Nach einem Spaziergang konnte ich kaum mehr auf die Füsse stehen ohne starke Schmerzen. Mir haben MBT-Schuhe sehr viel geholfen und so verwende ich die MBT-Schuhe immer bei längeren Steh- oder Laufzeiten.

    • Henrik sagt:

      Hallo

      Ich kann mich absolut dieser Meinung anschliessen. Ich habe mich vor einem halben Jahr beim (Karate) Training am rechten Fersen verletzt und seitdem täglich unter massiven Schmerzen gelitten – konnte jeweils fast nicht mehr gehen. Auf die Mehrheit der oben genannten Therapien habe ich nicht wirklich angesprochen und das Problem blieb weiterhin bestehen. Vor Kurzem habe ich als "letzte" Option, mir ein paar MBT Schuhe zugetan (finde sie weder schön noch tendy) und sie bei der Arbeit getragen. Erstaunlicher Weise war der Schmerz innert zwei Wochen fast vollständig weg und ich kann wieder ungehindert trainieren. MBT ist sicher kein Garant oder Allheilmittel, aber eine sinnvolle Option, die man durchaus prüfen kann, wenn die anderen Therapien nicht erfolgversprechend verlaufen.

  3. Michael sagt:

    Ich hatte Fersensporn, verursacht durch MBT Schuhen! Ich trug diesen Schuhen den ganzen Tag bei der Arbeit. Die Heilung: Stosswellentherapie (3 Sitzungen) , vorher habe ich zwei Jahre lang alles mögliche Erfolglos versucht. Und die MBT Schuhen habe ich entsorgt.

    • W.B. sagt:

      Noch etwas zu den MBT-Schuhen: Die kyBoot sind die Weiterentwicklung von MBT, aber auch bei diesen darf man anfangs täglich nur 10 Minuten damit laufen. Ich bekam nämlich diese Fersenspornschmerzen deshalb, weil ich sie nichts ahnend ebenfalls einen ganzen Tag auf einer Wanderung trug…. Jedenfalls sind die kyBoot-Schuhe um einiges besser und auch leichter sowie etwas eleganter als diese klobigen MBTs…allerdings haben sie einen stolzen Preis. Wenn man sich an sie gewöhnt hat, sind sie aber ihren Preis wert.

  4. ILAN ZIMET sagt:

    Ich jogge seit Jahren regelmässig. Irgendwann kam ich auf die dumme Idee mir einen Nike Jogging Schuh zukaufen und seitdem spürte ich diesen Schmerz im hinteren Teil des rechten Fersen. Der Schuh hat wohl den "Fersensporn" ausgelöst da er nicht richt an meinem Fuss angepasst war.

    Zuerst habe ich den/das Schmerz/Sympton ignoriert, da nach ca. 5 min Joggen sich der gelegt hat da sich die Bänder gedehnt und aufgewärmt haben.
    Am Morgen danach konnte ich fast keinen Schritt mehr machen, da der Ferse extrem gereizt war. Auch beii langem Laufen das selbe.
    Nach einer Analyse in der Sportklink (sorry ist kein Werbung, nur ein Fact ) begann mit der Stosswellentherapie. Die Therapie ist einwenig gewöhnungsbedürftig und vorallem teuer da sie von der Krankenkasse leider nicht unterstütz wird. Ich benötigte 5 Therapie-Sessionen von ca. 20min, 8 Wochen Jogging Pause, ein paar neue speziell gefährtigte Schuheinlagen und passende Joggingschuhe der meinen Senkfuss stabilisiert, damit auch den Schmerz und die Entzündung nachgibt respk. abschwillt. Dies ist ein Jahr her. Heute Jogge/Laufe ich wieder ohne Beschwerden und bereue auch nicht fast CHF 1000.- dafür bezahlt zuhaben.

  5. Xambergen sagt:

    Hier ein altes Hausmittel das – nach längerer Irrfahrt durch Aztpraxen und orthopädische Schuhwerkstätten – bei mir rasch erfolgreich war:
    Fußbad in Salzwasser. Dazu in einer kleineren Handwanne den Boden mit Salz bedecken (ich habe Totes Meer Salz genommen, vermute aber daß normales Haushaltssalz auch funktioniert) und Knöchtief mit warmen Wasser auffüllen. Die Temperatur sollte möglichst hoch aber noch gut verträglich sein. Füße solange im Wasser lassen bis die Temperatur nicht mehr komfortabel ist. Das kann beliebig oft wiederholt werden. Die Kosten tendieren gegen Null und die Prozedur kann jederzeit prophylaktisch wiederholt werden wenn sich das Problem ankündigt.

    • Jürg sagt:

      Wieso bitte sollte das funktionieren? Was heisst 'rasch erfolgreich'? Was haben Sie sonst gemacht, oder respektive nicht mehr gemacht?

      • Xambergen sagt:

        Die – bis dahin seit Wochen unerträglichen – Schmerzen ließen sofort ein wenig nach. Nach wenigen Tagen war wieder eine schmerzfreie Belastung möglich. Am besten selber ausprobieren.

  6. Jürg sagt:

    @Zimet: Damit ist eben noch nicht gesagt, dass die Stosswellen den Fersensporn beseitigt haben. Meines Wissens verhält es sich wie Dr. Narozny gesagt hat. Es gibt auch keine evidenz-basierten Studien, welche eine klare Wirkung einer Methode nachweisen können. Bei mir zum Beispiel entstand der Fersemsporn auch durch einen Schuhwechsel, zufälligerweise auch ein Nike. Trotz Dehnen, Cortison und Masseinlagen blieb die Sehne entzündet. Erst 9 Wochen Pause, zwangsläufig da hohe Arbeitsbelastung, führten dazu, dass der Sporn verschwand. Jetzt ist dieser Fuss beschwerdefrei, dafür ist der andere entzündet;)

  7. design sagt:

    Bei mir halfen simple Schuheinlagen vom Fussorthopäden. Ich hatte 1 Jahr Probleme und seit ich die Einlagen habe, sind die Beschwerden verschwunden. Kann ich nur empfehlen!

  8. Christophe sagt:

    "besten 6 Mal am Tag mit 15 Wiederholungen", sagt der Artikel über Dehnübungen.

    Weiss jemand, was mit "Wiederholungen" gemeint ist?
    Und wichtig: wie lang soll eine einzelne Dehnung dauern?

    • Bühlmann sagt:

      = 6 x 15 pro Tag ( …nicht sex 15 x am Tag …)

    • Ruedi sagt:

      Die Übungen sollen wohl nicht statisch gemacht werden, sondern dynamisch. D.h. du gehst in die Dehnung, lässt wieder locker, gehst in die Dehnung usw. Dabei bleibt man jeweils nur kurz in der Dehnung, d.h. ein paar Sekunden, und lässt dazwischen wieder locker. Das Prinzip ist eigentlich dasselbe wie beim Krafttraining.

  9. Daniel Zollinger sagt:

    Danke für die Tips. Ich werde gleich mal an die Übungen gehen, hoffentlich nützt es was?

  10. Monika Kirsch sagt:

    Nach allen möglichen Versuchen: Arzt, Medikamente, Salben, Spritzen, Röntgen, Einlagen, Fersenpolster, war ich vor zwei Jahren soweit, dass ich kaum mehr laufen konnte. Der Sommer stand an und ich fragte mich, wie ich den in geschlossenen Turnschuhen (extra gute Marke, extra Einlagen usw. überstehen sollte. In meiner Verzweiflung kaufte ich mir ein Paar Croc's! Aber die Original, also nicht diese billigen Plastikimitate! Und siehe da, die Zuhause versuchshalber angezogen und seither nur noch Crocs! Mit denen konnte ich endlich wieder schmerzfrei laufen, somit ergab sich die Dehnung von selber und den Doc hab ich zu diesem Thema nicht mehr bemühen müssen! Ich hoffe, der Beitrag wird nicht wegen "Schleichwerbung" gelöscht! Denn ich selber war damals wirklich am Verzweifeln und wäre um so einen Tipp froh gewesen, Marke hin oder her!

  11. Ruedi Buchwalder sagt:

    Ich habe diese Schmerzen auch. Richtige Einlagen, welche den Fuss abstützen, haben mir bisher am meisten gebracht. Die Silikoneinlagen haben mich nicht überzeugt. Ich bekam dann eine Sehnenscheidenentzündung am Schienbein des andern Beins. Sobald ich barfuss bin, kommen die Schmerzen wieder. Ich habe soweit möglich, den Artikel ausgedruckt und werde Ihre Angaben weiter studieren.

  12. Rita Weiss Cavegn sagt:

    Ich habe 2 Jahre unter Schmerzen an der Ferse gelitten. Bei mir wurde nach vielen Therapieversuchen im MRI ein Fersensporn diagnostiziert. Habe dann, nachdem mein Arzt mir zur Stosswellentherapie geraten hat, zur Alternativmedizin gewechselt. Ich wählte Akupunktur, Chinesische Medizin und war nach der ersten Behandlung 4 Tage schmerzfrei und dies nach 2 Jahren. Es war wunderbar. Ich benötigte noch einige Sitzungen und bin nun seit einem Jahr schmerzfrei.

  13. Louis sagt:

    Auch wenn man es nicht wahrhaben will: Solange Schmerzen verspürt werden, muss das Lauftraining vollständig eingestellt werden – eine harte Sache! Nach fast einjährigem Schmerzprozess konnte ich mich endlich dazu durchringen, und siehe da: fast unmerklich waren die höllischen Stiche binnen weniger Wochen weg. Ganz ohne jegliche sonstige Therapie (… ausser aus "psychologischen" Gründen – man muss doch was tun! – etwas Perskindol-Salberei;-)
    Allen Geplagten gute Besserung!



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In pain there is no east and west.I did it my way beyond them.