Mittwoch, Januar 09, 2013

"Restless Legs": Welche Behandlung wirkt? | NDR.de - Ratgeber - Gesundheit - Gehirn / Nerven

"Restless Legs": Welche Behandlung wirkt?

Wenn sie in Bewegung bleiben, fühlen sich die Betroffenen am wohlsten: Menschen mit dem Restless Legs Syndrom (RLS) leiden beim Ausruhen im Sitzen oder Liegen unter unkontrollierbaren Zuckungen in den Beinen, Hitzegefühl in den Füßen, Gefühlsstörungen und Bewegungsdrang. Sie haben zwar keine Schmerzen, können aber ihre Beine nicht ruhig halten, wenn sie sich ausruhen möchten - selbst in der Nacht. Die unwillkürlichen Bewegungen führen so nicht nur zu schlimmsten Schlafstörungen, sondern auch zu Problemen in der Partnerschaft, Depression und sozialer Isolation.

Ursache des Restless Legs Syndroms ist eine oft familiär gehäuft auftretende Störung im Botenstoffwechsel des Gehirns. Ähnlich wie bei der Parkinson-Krankheit wird der Botenstoff Dopamin im Gehirn der Patienten nicht ausreichend produziert oder vom Nervensystem nicht richtig verwertet. Ist der Dopaminstoffwechsel gestört, werden Bewegungsimpulse nicht normal an die Muskeln weitergeleitet.

Mit dem sogenannten L-Dopa-Test kann der Arzt feststellen, ob tatsächlich ein RLS vorliegt. Führt eine L-Dopa-Dosis von 100 Milligramm zu einer prompten Besserung der Beschwerden, ist die Erkrankung gesichert. Bei unklarer Vorgeschichte und erfolglosem L-Dopa-Test (häufig bei Kindern und Jugendlichen) ist eine Untersuchung im Schlaflabor sinnvoll. Hier lassen sich die zuckenden Beinbewegungen aufzeichnen.

Verlauf in Schüben möglich

Das RLS kann in Schüben verlaufen, bei denen sich die Beschwerden verschlimmern, manchmal sogar die Arme zucken lassen. Es gibt auch einige andere Krankheiten, die sich durch zappelnde Beine bemerkbar machen können, zum Beispiel eine Polyneuropathie, eine Nierenschwäche oder ein gestörter Eisenspiegel im Blut.

Liegt tatsächlich ein RLS vor, lässt sich der Dopaminmangel eine Zeitlang mit Parkinson-Medikamenten wie L-Dopa (Madopar®, Restex®) und sogenannten Dopaminagonisten (Requip®, Sifrol®) ausgleichen. Doch oft gewöhnt sich der Körper mit der Zeit an die Medikamente, das Zappeln wird wieder schlimmer. In einigen Fällen muss dann die Dosis immer weiter erhöht (Augmentation), das Präparat hin und wieder gewechselt werden. Wer die Tabletten nicht verträgt oder nicht damit zurechtkommt, kann auch auf Dopaminpflaster ausweichen. Wirken diese Medikamente nicht mehr ausreichend, können auch Opiate oder Antiepileptika helfen.

Linderung durch Kälte

Patient auf dem Weg in die Kältekammer © NDR Detailansicht des Bildes Patienten, die die Kältekammer nutzen, setzen sich für drei Minuten einer extremen Temperatur von minus 60 Grad aus. Daneben sollten RLS-Patienten sich viel körperlich betätigen (nicht am frühen Abend), ihre Beine mit Güssen, nassen Socken oder Eispackungen kühlen, auf Koffein und Genussmittel verzichten, sich viel mit den Händen beschäftigen und später zu Bett gehen.

Noch in der Versuchsphase ist die Behandlung in der Kältekammer: Dabei setzen sich die Patienten für drei Minuten einer extremen Temperatur von minus 60 Grad aus. In vielen Fällen lässt das Zucken daraufhin nach und einen ruhigeren Schlaf zu. Ob sich diese Therapieform auf Dauer bewährt, soll eine Pilotstudie klären. Eine Sitzung kostet rund 20 Euro, in der Regel umfasst die Therapie zehn Besuche in der Kältekammer.

Eine weitere alternative Behandlung ist die Periphere Hirnstimulation. Bei dieser speziellen Form der Akupunktur werden mehrere Nadeln am Ohr gesetzt. Dadurch werden Gehirnnerven stimuliert, die mit dem Dopaminzentrum verbunden sind. Mithilfe eines speziellen Suchgerätes findet der Arzt die Akupunkturpunkte am Ohr. Hier implantiert er dann die winzigen Nadeln. Das Besondere: Sie bleiben für immer uns sollen so die Akupunktur-Punkte dauerhaft stimulieren. Die Dauerakupunktur kostet  rund 1.000 Euro. Sie wird von den Kassen nicht bezahlt, weil die Wirkung wissenschaftlich nicht bewiesen ist.

Interviewpartner

Im Studio:
Prof. Dr. Svenja Happe
Neurologin, Schlafmedizin, Spezielle Schmerztherapie
Abteilung für Neurologie
Klinik für Geriatrische Rehabilitation Maria Frieden Telgte
Am Krankenhaus 1
48291 Telgte
Tel. (02504) 67 42 91, Fax (02504) 67 42 94


Im Beitrag:
Dr. Rudolf Siegert, Chefarzt
Institut für Physikalische und Rehabilitative Medizin
Klinikum Bremen-Ost gGmbH
Züricher Straße 40
28325 Bremen
Tel. (0421) 408 24 14
Fax (0421) 408 24 15

Dr. Bernd Walter
Allgemeinmediziner, Akupunktur, Angiologie, Schmerztherapie
Soorstraße 87
14050 Berlin
Tel. (030) 301 40 00
E-Mail: dr.bernd.walter(at)arcor.de



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