Freitag, April 20, 2012

Alexander-Technik – Wikipedia


Alexander-Technik

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Die Alexander-Technik dient der Schulung der körperlichen Haltung und Bewegung. Sie wird zu den Körpertherapiemethoden gezählt. Sie soll den Schüler befähigen, seine Haltungs- und Bewegungsgewohnheiten achtsam zu beobachten, zu optimieren und körperlich dysfunktionale Gewohnheiten abzulegen. Damit soll auch das psychische Gleichgewicht stabilisiert werden. Die Alexander-Technik ist unter Schauspielern, Musikern und Tänzern verbreitet. Lehrer der F.-M.-Alexander-Technik setzen sie zur Behandlung von Rücken-, Schulter- und Kopfschmerzen sowie zum Stressmanagement ein.

Inhaltsverzeichnis

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Geschichte [Bearbeiten]

Die „Alexander-Technik" ist nach ihrem Begründer Frederick Matthias Alexander (1869–1955) benannt, einem australischen Rezitator und Schauspieler, der seine Methode in den Jahren 1890 bis 1900 entwickelte. Er zog 1904 nach London, England, und etablierte sich schnell in Theater- und Musikkreisen. Viele Jahre lang reiste er regelmäßig nach Boston und New York. Ansonsten wohnte und unterrichtete er an der Ashley Place in London Victoria oder in Penhill, außerhalb Londons. F. M. Alexander unterwies ab 1931 andere darin, seine Technik zu lehren. Diese Technik wird oft als Vorgänger anderer somatopädagogischer Methoden bezeichnet, wie etwa Feldenkrais, Trager-Methode, Rolfing und anderen, welche die Alexander-Technik allerdings nicht ersetzen.

Methode [Bearbeiten]

Die Alexander-Technik basiert auf der Überzeugung Alexanders, dass der Mensch ein Organismus ist, in dem alle geistigen, seelischen und körperlichen Prozesse untrennbar miteinander verbunden sind. Dem folgend, verbindet er in seiner Methode mentale und körperliche Übungen.

Dem Unterricht liegen die Annahmen zugrunde, dass alte, gewohnte, körperliche Verhaltensmuster gehemmt und durch neue, bessere Reaktionsmuster ersetzt werden können. Des Weiteren wird angenommen, dass der (Alexander-)Lehrer bessere Verhaltensmöglichkeiten kennt und dem Schüler vermitteln kann. Als idealtypische Haltung gilt dabei eine möglichst aufrechte, gerade Haltung bei gleichzeitig größtmöglicher Gelöstheit. Dementsprechend gilt für die Bewegung idealtypisch eine größtmögliche Wirksamkeit bei möglichst geringer Anstrengung. Der Unterricht erfolgt in einem sehr langsamen, quasi meditativen Tempo, in dem sich der Schüler seiner Empfindungen auch bei kleinsten Haltungs- und Bewegungsunterschieden bewusst werden kann. Der Lehrer arbeitet sowohl mit Handlungsanweisungen, zum Beispiel: „Lasse den Kopf nach vorn und nach oben streben, so dass der Rücken länger und breiter wird", als auch mit den unterrichtbegleitenden, sanften manuellen Korrekturen.[1][2]

Zum Erlernen der Methode werden bei Einzelunterricht 25 bis 30 Lektionen von 30 bis 50 Minuten empfohlen. Die Schulung kann auch in Gruppen stattfinden.[3]

Forschung [Bearbeiten]

Wilfred Barlow erstellte 1973 Fotostudien, in denen er die durch die Alexander-Technik bewirkten Haltungsänderungen dokumentierte.[4] In wissenschaftlichen Studien konnten Hinweise auf positive Effekte bei der Behandlung von Morbus Parkinson, jedoch kein zweifelsfreier Nutzennachweis gezeigt werden. [5] In einer neueren, randomisierten Studie von 2008 erachten die Autoren 6 Unterrichtsstunden in Alexander-Technik für ausreichend, um positive Langzeiteffekte bei chronischen Rückenschmerzen zu bewirken.[6][7] Belastbare Studien zur Wirkung bei Asthma bronchiale liegen nicht vor.[8]

Rezeption [Bearbeiten]

Bekannte Persönlichkeiten wie die Schriftsteller George Bernard Shaw und Aldous Huxley haben sich öffentlich für die Alexander-Technik eingesetzt. Nikolaas Tinbergen sprach in seiner Ansprache anlässlich der Verleihung des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin über die Bedeutung, die er der Alexander-Technik zumisst.[9]

Die Alexander-Technik ist in vielen Musik- und Schauspielschulen, vor allem in Großbritannien, fester Unterrichtsbestandteil.

Die Kosten für die Alexander-Technik werden von den Krankenkassen nicht übernommen. Die AOK bezeichnet die Methode als "ein Element der persönlichen Lebensgestaltung".[10]

Die meisten Zusatzversicherungen der Schweizer Krankenkassen beteiligen sich an Alexander-Technik-Lektionen[11], sofern es darum geht, Beschwerden zu verbessern, wie z. B. Kopfschmerzen, Schleudertrauma, Rückenschmerzen, Nackenverspannungen, Kniebeschwerden und weitere Indikationen. Als Prävention werden gegebenenfalls Gruppenkurse unterstützt, in der Regel wird Prävention jedoch nicht von der Krankenkasse bezahlt.

Weblinks [Bearbeiten]

Alexander-Technik-Verband Deutschland e.V. (ATVD)

Gesellschaft für F.M. Alexander-Technik Österreich (GATOE)

Schweizerischer Verband der Lehrerinnen und Lehrer der F.M. Alexander-Technik (SVLAT)

Einzelnachweise [Bearbeiten]

  1. Geißler, Peter: Regression in der Körperpsychotherapie. in Marlock, Gustl; Weiss Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie. S. 601, Schattauer, 2006, ISBN 3-7945-2473-X
  2. Krauss-Kogan, Wiltrud: Die Bedeutung des Körpers in der Gestalttherapie. in Marlock, Gustl; Weiss Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie. S. 911, Schattauer, 2006, ISBN 3-7945-2473-X
  3. Alexander-Technik-Verband Deutschland (ATVD) e.V. Alexander-technik.org. Abgerufen am 18. September 2010.
  4. Fotos von Sitzpositionen:  Jan E. Lindsten: Physiology or medicine: 1971-198. World Scientific, Singapore; River Edge, N.J. 1992, ISBN 981-02-0791-3, S. 124 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 18. September 2010).
  5. Ernst E, Canter PH: The Alexander technique: a systematic review of controlled clinical trials. Karger, 2003 Pubmed
  6. Studie: Alexander-Technik lindert chronische Rückenschmerzen. aerzteblatt-studieren.de (22. August 2008). Abgerufen am 18. September 2010.
  7. Maurits van Tulder: Randomised controlled trial of Alexander technique lessons, exercise, and massage (ATEAM) for chronic and recurrent back pain - Little et al. 337. bmj.com. Abgerufen am 18. September 2010.
  8. Dennis JA, Cates CJ. Alexander technique for chronic asthma. Cochrane Database of Systematic Reviews 2000, Issue 2. Art. No.: CD000995. DOI: 10.1002/14651858.CD000995 PMID 10796574
  9. ETHOLOGY AND STRESS DISEASES Nobel Lecture, December 12, 1973 (PDF). Abgerufen am 18. September 2010.
  10. Markus Brauer (24. Februar 2009): Stuttgarter Nachrichten online: Alexander-Technik - Entlastung für rückengeplagte Büromenschen. Stuttgarter-nachrichten.de. Abgerufen am 18. September 2010.
  11. Link zu einer unverbindlichen Übersicht zum Beitrag der Zusatzversicherungen Schweizer Krankenkassen an Alexander-Technik Lektionen

Literatur [Bearbeiten]

  • Wilfred Barlow: Die Alexander-Technik. Goldmann, München 1993, ISBN 3-466-34067-5.
  • Chris Stevens: Alexander-Technik: Ein Weg zum besseren Umgang mit sich selbst. Sphinx Verlag, Basel 1993, ISBN 3-85914-360-3.
  • F. M. Alexander: Der Gebrauch des Selbst. Karger, Basel, Freiburg 2001, ISBN 3-8055-7170-4.
  • F. M. Alexander: Die Universelle Konstante im Leben. Karger, Basel, Freiburg 2001, ISBN 3-8055-6826-6.
  • Pedro de Alcantara: Alexander-Technik für Musiker. Bärenreiter-Verlag, Kassel 2002, ISBN 3-7649-2443-8.
  • Rudolf Kratzert: Technik des Klavierspiels. Bärenreiter-Verlag, Kassel 2002, ISBN 3-7618-1600-6.
  • Michael Gelb: Körperdynamik. Eine Einführung in die Alexandertechnik. Runde Ecken Verlag, Frankfurt 2004, ISBN 3-938422-00-9.
  • Donald L. Weed: What You Think Is What You Get: An Introductory Text Book for the Study of the Alexander Technique. (Taschenbuch, 3. überarbeitete Auflage), 2004, ISBN 0-9548996-0-1.
  • F. M. Alexander: Die konstruktive bewusste Kontrolle des individuellen Menschen. Karger, Basel, Freiburg 2006, ISBN 3-8055-8033-9.
  • Malcolm Balk, Andrew Shields: Master the Art of Running. Collins & Brown, London 2006, ISBN 1-84340-339-0.
  • Adrian Mühlebach: Vom Autopiloten zur Selbststeuerung. Alexander-Technik in Theorie und Praxis. Hans Huber Verlag, Bern 2011, ISBN 978-3-456-84962-1.
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