Mittwoch, August 14, 2013

Diabetes: Heilung durch Zelltransplantation? | NDR.de - Ratgeber - Gesundheit - Innere Krankheiten


Diabetes: Heilung durch Zelltransplantation?

NDR Fernsehen Sendedatum: 13.08.2013 20:15 Uhr

Zuckerkranken mit Typ-1-Diabetes fehlt ein lebenswichtiges Hormon: Insulin. Es hilft den Zellen, Zucker aufzunehmen - einen Brennstoff, den die Zellen zum Überleben brauchen.

Insulin wird von Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse produziert. Gehen sie zugrunde kann das auf lange Sicht schlimme Folgen haben: darunter schwere Nieren- und Augenschäden, sowie Durchblutungsstörungen im ganzen Körper. Die Betroffenen müssen sich deshalb ein Leben lang Insulin spritzen. In einigen Fällen können auch implantierte Insulinpumpen diese Aufgabe übernehmen.

Transplantation von Inselzellen

Einen ganz neuen Weg erforschen nun Ärzte der Uni Dresden: Die Transplantation von Inselzellen. In einem spektakulären Einzelfall ist das bereits gelungen. Bei einem 43-Jährigen wurde bei einem Arbeitsunfall die Bauchspeicheldrüse so schwer verletzt, dass die Ärzte das Organ nicht retten konnten.

Doch sie entnahmen die wenigen noch Insulin produzierenden Zellen und bereiteten sie in einem komplizierten Verfahren im Labor auf. Danach spritzten sie die Inselzellen in die Leber des Patienten, wo sie sich ansiedelten und Insulin produzierten. So blieb dem Patienten das Schicksal als Diabetiker erspart. Inzwischen kommt er sogar ganz ohne zusätzliches Insulin aus.

Gefahr der Abstoßung

Das Verpflanzen intakter Inselzellen könnte in Zukunft eine Heilung von Typ-1-Diabetikern ermöglichen. Doch der Weg bis dahin ist weit. Denn anders als bei dem Dresdner Unfallopfer verfügen Diabetiker nicht mehr über funktionierende Inselzellen. Die Ärzte müssen für die Transplantation daher auf fremde Zellen zurückgreifen. Doch fremde Zellen werden vom Körper abgestoßen und zerstört - ein Vorgang, der sich nur durch starke Medikamente verhindern lässt, die das Abwehrsystem unterdrücken und starke Nebenwirkungen haben.

Bioreaktor soll Inselzellen schützen

Die Dresdner Forscher arbeiten deshalb nun an einem neuem Verfahren: Sie verpflanzen die fremden Zellen in einer Kunststoffdose in den Körper des Patienten. Die Dose besteht - wie eine atmungsaktive Regenjacke - aus einer halbdurchlässigen Membran. Durch sie gelangt das produzierte Insulin hinaus, aber es gelangt nichts hinein. Die Inselzellen sind somit im Inneren vor den Angriffen des körpereigenen Abwehrsystems geschützt.

Videos

Prof. Stefan Bornstein

Interview: Diabetes heilen

13.08.2013 | 20:15 Uhr

NDR Fernsehen: Visite

Können die implantierten Geräte, die permanent den Zuckerspiegel regulieren, nicht auch eine Alternative sein? Prof. Stefan Bornstein im Interview mit Moderatorin Vera Cordes.

Video starten (04:17 min)

Funktioniert diese Idee tatsächlich, könnten sogar tierische Inselzellen von Rindern oder Schweinen für die Insulinproduktion sorgen. Doch serienreif ist dieser Bioreaktor noch nicht. In Zukunft könnten mit so einem Verfahren auch andere Krankheiten geheilt werden, zum Beispiel Leberschäden oder die Parkinson-Krankheit.

Interviewpartner:

Im Studio:
Prof. Dr. Stefan R. Bornstein
Internist, Diabetologe und Endokrinologe
Direktor Medizinische Klinik und Poliklinik III und Zentrum für Innere Medizin
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Tel. (0351) 458 59 55
Fax (0351) 458 63 98

Im Beitrag:
Dr. Barbara Ludwig, Diabetologin
Inselzelltransplantationsprogramm Dresden
Medizinische Klinik III

Prof. Dr. Robert Grützmann, MBA
Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Tel. (0351) 458 59 55
Fax (0351) 458 63 98


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